Komponistinnen

Emilie Zumsteeg
(1796 – 1857)   

Sie war nicht nur die Gründerin des ersten Württembergischen Frauenchores (1830) und die erste Dirigentin in ihrem Land, sondern wirkte auch als als Komponistin, Chorleiterin, Musiklehrerin, Musikalienhändlerin und Mitarbeiterin des musikalischen Volksblatts. So mag es wohl auch ihrer Zeit geschuldet sein, dass sie, da ihr als Frau der Zugang zu gut bezahlten Stellen verwehrt blieb, als ledige Frau ihren Lebensunterhalt im Wesentlichen im Bereich der Musikpädagogik verdiente. Als Tochter eines Hofkapellmeisters am Württembergischen Hof und mit Musik durch das kulturelle Umfeld in Familie und Stuttgarter Bürgertum vertraut, wurde ihre Begabung früh erkannt. Der Tod des Vaters in ihrem 5. Lebensjahr lenkte ihre Wege jedoch früh in die praktische Broterwerbsrichtung. Dies änderte sich auch dann nicht, als König Wilhelm I ihr 1841 ein jährliches Gehalt für ihre musikalischen Verdienste in der Stadt Stuttgart zusprach. In dieser Zeit hatte sie längst ihre Sonntagsmusiken, aus denen später der „Verein für klassische Kirchenmusik“ hervorging und die privaten Singstunden der Frauen mit der Gründung des ersten Württembergischen Frauenchores zu öffentlichen Einrichtungen gemacht. Mit dem Frauenchor trat sie – auch dies ein Novum – als Dirigentin auf, wenngleich es häufig zu Kooperationen mit den bereits seit langem bestehenden Männerchören kam und bei den gemeinsames Konzerten „selbstverständlich“ die Leiter der Männerchöre das Dirigat übernahmen. Emilie Zumsteeg leitete in diesen Fällen „nur“ die Proben mit den Frauenstimmen. Diese neue Form des Chorgesangs fand – E. Zumsteeg hatte neue  Probenmöglichkeiten als Alternative zu den Wirtshäusern der männlichen Sänger im Rathaus oder in Bürgermuseen gefunden – schnell von Stuttgart aus den Weg übers Land . Bereits 1841 kam es auch  in Tübingen zur Gründung eines Frauenchores. Mangels vorhandener Literatur komponierte Emilie Zumsteeg die Werke selbst, so wie auch später z.B. Brahms und Distler  für ihre Frauenchöre.  (Ist es Zufall, dass Hugo Distlers Vertonung des Mörikegedichtes „Herr schicke, was du willst“ der Vertonung Emilie Zumsteegs so sehr ähnelt?) Für ihre Vertonungen nahm sie häufig Werke der Dichter aus ihrem persönlichen Umfeld: E. Mörike, Justinus Kerner, Nikolaus Lenau, Gustav Schwab. Außerdem schuf sie viele Lieder für den Gottesdienst und Klavierstücke. Schließlich war sie in jungen Jahren selbst als Pianistin und Sängerin aufgetreten. Emilie Zumsteeg starb 1857 nach längerer schwerer Krankheit in Stuttgart und wurde unter ungewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung (so wird berichtet) auf dem Hoppenlaufriedhof beigesetzt. Ihre Werke gerieten leider schnell in Vergessenheit und wurden erst in den letzten Jahren wieder entdeckt.
(Gertrud Sänger)
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Emilie_Zumsteeg https://www.br-klassik.de  

Pauline Viardot-Garcia

(1821 – 1910)

Pauline Viardot-Garcia  entstammte einer spanischen Musikerfamilie und lebte in Paris und Baden-Baden. Zunächst von Franz Liszt als Pianistin ausgebildet, wurde sie Opernsängerin und feierte Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris und auf europaweiten Tourneen Triumphe. Sie verfügte über eine kraftvolle Stimme, deren Umfang Bewunderung hervorrief. In ihrem Pariser Salon verkehrten Musiker, Maler und Literaten, deren Karrieren durch sie oft wesentlich gefördert wurden. Sie schloß Freundschaft u.a. mit Clara Schumann, Berlioz und Chopin und auch mit George Sand. Früh begann Pauline Viardot selbst zu komponieren. Sie bearbeitete unter anderem Mazurken von Chopin für Gesang und Klavier. Als junger Schriftsteller erlebte Iwan Turgenjew sie bei einem Gastspiel in St. Petersburg. Er war von ihr hingerissen, es begann eine lebenslange innige Freundschaft und wechselseitige Inspiration.  

Vermittelt durch George Sand heiratete Pauline Garcia den Impresario und Schriftsteller Louis Viardot. Vier Kinder wurden geboren, ohne dass die Opernauftritte länger unterbrochen worden wären. Die enge Verbindung mit Turgenjew erfuhr durch die Heirat keine Veränderung. Mit 42 Jahren zog Pauline Viardot sich von der Opernbühne zurück und übersiedelte mit ihrer Familie nach Baden-Baden, wohin Turgenjew ihr folgte, um dann mit Unterbrechungen viele Jahre in ihrer Nähe zu verbringen. Pauline ließ im Garten ihrer Villa ein kleines Opernhaus bauen, in der zahlreiche von ihr selbst komponierte Operetten aufgeführt wurden. Die thematischen Ideen und die Texte stammten zumeist von Turgenjew.  Die Mehrzahl dieser Operetten blieb unveröffentlicht. Anders die Operette „Der letzte Zauberer“, aus der wir den „Choeur des Elfes“ singen; sie wurde 1867 in einer Privatvorstellung uraufgeführt, öffentlich dann wenig später in Weimar.  

1871 kehrte Pauline Viardot nach Paris zurück, wohin auch Turgenjew folgte.  Wie in Baden-Baden und zuvor in Paris trafen sich im Viardot’schen Salon auch jetzt wieder berühmte Zeitgenossen. Pauline komponierte und erteilte  Gesangsunterricht.  Ihr schöpferisches Talent zeigt sich in ihren Kompositionen, u.a. Liedkompositionen in unterschiedlichen Sprachen und Stilen.  Die Lieder wurden wenig bekannt, nicht zuletzt,  weil Pauline selbst sich scheute, als Komponistin hervorzutreten, so wie es viele komponierende Frauen dieser Zeit halten mussten oder, dem Zeitgeist folgend, von sich aus hielten.  Aus dem Repertoire der romantischen Musik sind Pauline Viardots Werke weitgehend verschwunden. Im Gedächtnis geblieben ist sie als Vertraute und Muse berühmter Künstler und insbesondere als Freundin Turgenjews.(Elisabeth Seyfarth)

Luise Adolpha Le Beau (1850 – 1927)

Luise Adolpha Le Beau war eine der bemerkenswertesten und zugleich eigenwilligsten deutschen Komponistinnen des späten 19. Jahrhunderts. Ihr musikliebender Vater, Generalmajor im Kriegsministerium des Großherzogtums Baden, ermöglichte ihr eine hervorragende musikalische Ausbildung. Wie viele musikalisch begabte Frauen ihrer Zeit sollte Adolpha Pianistin werden, war jedoch den Strapazen einer Karriere als reisende Virtuosin gesundheitlich nicht gewachsen. Schon früh interessierte sie sich für das Komponieren und erwarb bereits während ihres Klavierunterrichts bei dem Karlsruher Hofkapellmeister Wilhelm Kalliwoda Grundlagen der Musiktheorie. Da sie als Frau nicht an der Königlichen Musikschule in München studieren durfte, erhielt sie von 1874 – 1880 privaten Kompositionsunterricht bei Josef Rheinberger und dessen Schüler Melchior Ernst Sachs. 1882 gewann sie mit vier Charakterstücken für Violoncello und Klavier (op. 24) einen internationalen Kompositionswettbewerb in Hamburg und fand erstmals überregionale Beachtung als Komponistin. Selbstbewusst suchte sie ihren künstlerischen Standpunkt zwischen dem von Rheinberger gelehrten, an klassischen Vorbildern orientierten Stil der späten Romantiker und dem der „neudeutschen Schule“ um Franz Liszt und Richard Wagner, ohne sich einer der beiden Parteien anzuschließen. Auch beschränkte sie sich nicht auf die für Komponistinnen übliche Hausmusik wie Lieder, Chormusik und kleine Klavierstücke, sondern komponierte ebenso sinfonische Werke und Oratorien für großes Orchester sowie eine Oper. Sie scheute weder einen anspruchsvollen Fugensatz noch eine kühne, farbenreiche Harmonik, die ihrem Lehrer Rheinberger ebenbürtig war. Als weibliche Komponistin war es für Le Beau nicht leicht, Kontakte zu KollegInnen und Unterstützung im damaligen Musikbetrieb zu finden. Eine Anstellung an der Königlichen Musikakademie in Berlin scheiterte schlicht daran, dass dort keine Frauen berufen wurden. Trotz zahlreicher persönlicher Kontakte zu prominenten MusikerInnen ihrer Zeit wie Clara Schumann, Johannes Brahms, Joseph Joachim, Hans von Bülow und Franz Liszt gelang es Le Beau nicht, Anschluss an die überregional einflussreichen Zirkel der deutschen Musikszene Ende des 19. Jahrhunderts zu finden. In künstlerischen Fragen zeigte Le Beau eine kompromisslose Haltung, was häufig zu persönlichen Enttäuschungen und Zerwürfnissen mit Lehrenden, KollegInnen und musikalischen Institutionen führte. Dennoch initiierte sie an ihren wechselnden Wohnorten immer wieder erfolgreiche Aufführungen ihrer Werke, setzte sich als Lehrerin dezidiert für eine fundierte Ausbildung junger Musikerinnen ein und schrieb Rezensionen in der lokalen Musikpresse. Vor allem an ihrem letzten Wohnsitz Baden Baden genoss sie die Förderung einflussreicher MusikliebhaberInnen, darunter die Großherzogin Luise von Baden, und wurde als Lehrerin wie als Pianistin auf dem Konzerpodium bis zu ihrem Lebensende geschätzt und bewundert.
(Christine Martin)  
Cécile Chaminade (1857–1944)
Cécile Chaminade, Tochter einer gutbürgerlichen Familie in Paris, machte zu ihren Lebzeiten weltweit Karriere als Pianistin und Komponistin. Schon im Alter von 8 Jahren begann Cécile zu komponieren. George Bizet, der Cécile als Freund der Familie kennenlernte, soll 1869 das außerordentliche Talent des „petit Mozart“entdeckt haben. Dem Unterricht bei ihrer Mutter, selbst Sängerin und Pianistin, folgten private Studien bei renommierten Lehrern des Pariser Conservatoire. Es fällt auf, dass Chaminade nicht nur am Klavier, an der Violine und im Gesang ausgebildet wird, sondern auch im Fach Komposition bei Benjamin Godard. 1877 debütierte Chaminade in der Pariser Salle Pleyel als Pianistin und unternahm bald darauf Tourneen in ganz Europa und den USA. Auch nach ihrer Heirat mit dem 20 Jahre älteren Musikverleger Louis-Matthieu Carbonel 1901, der wenige Jahre später verstarb, blieb Chaminade finanziell unabhängig von ihrem Ehemann und behielt ihre Konzerttätigkeit bis zum Tod ihrer Mutter 1912 bei. Erst am Ende ihres Lebens klagte die einst gefeierte Musikerin über ihre Einsamkeit im selbstgewählten „Exil“ in Monte Carlo, nachdem sie sich während des ersten Weltkriegs als Leiterin eines Genesungsheims für verwundete Soldaten gesundheitlich verausgabt hatte. Zeitgleich mit ihrem Debüt auf dem Konzertpodium erschien ihre Étude Op. 1 im Druck. Diese Doppelstrategie verfolgte die Komponistin konsequent während ihrer ganzen Karriere, zumal sie nach dem Tod ihres Vaters 1886 selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen musste. Als Interpretin unterstützte sie maßgeblich die internationale Verbreitung ihrer Klavierwerke, Kammermusik und Lieder und erzeugte bei ihrem Publikum eine rege Nachfrage nach ihren Veröffentlichungen im Druck. Hatte Chaminade zu Beginn ihrer kompositorischen Laufbahn durchaus noch Suiten, ein Ballett und weitere Werke für Orchester komponiert, so kam sie später mit ihren beliebten Chansons, „Mélodies“, Études, Caprices, pittoresken Charakterstücken und Tänzen zunehmend dem Geschmack ihres Publikums entgegen. Außerdem eigneten sich diese „kleinen“ Werke besonders gut für eine schnelle Vermarktung und waren prädestiniert für den Musikunterricht. Fast ihr gesamtes Oeuvre von ca. 400 Werken ist noch zu Lebzeiten im Druck erschienen. Das weibliche Publikum in ganz Europa liebte diese „Salonmusik“, während die Fachpresse Chaminades Musik als belanglos und rückständig verurteilte. Tatsächlich ist Chaminade weitgehend dem spätromantischen Musikgeschmack verpflichtet, besticht jedoch in diesem Rahmen durch ihren melodischen Einfallsreichtum und durch ihre Begabung, ihren Liedern und ihrer Kammermusik eine fast szenische Präsenz zu verleihen. Die heute aufgeführten „Noces Hongroises“ op. 47 können als charakteristisches Beispiel für diesen individuellen Stil Chaminades gelten. Nicht zu Unrecht wurden ihre Kompositionen in den letzten Jahren wieder neu entdeckt.
(Christine Martin)  

Ethel Smyth (1858 – 1944)

„Also, mit dem Berühmtsein ist das so eine Sache. Ja, es stimmt, ich habe meine eigenen Opern dirigiert und liebe Bobtails; ich trage immer nur Tweedkleidung und an kalten Winternachmittagen habe ich darin sogar Konzerte gegeben; ich war eine militante Suffragette und habe zu meinem „March of the Women“ vom Fenster des Holloway-Gefängnisses herunter mit meiner Zahnbürste den Takt geschlagen, ich habe Bücher geschrieben, Reden gehalten, Rundfunksendungen gemacht, und ich achte nicht immer darauf, dass mein Hut gerade sitzt – wegen all dieser und weiterer einschlägiger Gründe habe ich eine gewisse Bekanntheit erlangt. (…) Aber (…) es ist mir dabei nicht gelungen, auch nur ein winzig kleines Rädchen im englischen Musikapparat zu werden. Meine Bekanntheit hat auch nicht geholfen, meinen Namen auf die Programmzettel zu bringen.“ Ethel Smyth (1858 – 1944) war Komponistin, Schriftstellerin, Suffragette. Ihr bekanntestes Werk ist der „March of the Women“, ein Protestlied, das sie für die Frauenrechtsbewegung schrieb. Dieses musikalisch schlichte Lied, das nur so wenig von Smyths kreativer Kraft verrät, wird zuallererst mit ihrem Namen verknüpft, während ihre großen Kompositionen, ihre Messe, die Opern, die Konzerte schon zu ihren Lebzeiten kaum zur Kenntnis genommen wurden. Um jede Aufführung musste sie kämpfen, musste sie teilweise selbst finanzieren, musste immer und immer wieder um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringen. Sie war eine ungewöhnliche, eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Es gibt die junge, wilde Ethel, für die Musik  „Religion, Mathematik, Leidenschaft, Tragödie und Komödie zugleich“ ist und die sich die Ausbildung zur Komponistin gegen den Willen ihre Vaters erkämpfen muss, indem sie sich vornimmt, „das häusliche Leben für die Eltern so unerträglich zu machen, dass sie mich schon aus Selbstschutz gehen lassen müssten“; die überzeugte Suffragette, die für zwei Jahre ihre musikalische Karriere auf Eis legt, um an der Seite von Emmeline Pankhurst für das Frauenwahlrecht zu kämpfen, und die mit dem gezielten Steinwurf auf ein höchst offizielles Fenster ihre Verhaftung provoziert; die große Liebende, die Beziehungen zu Frauen und zu Männern eingeht und ihr Leben lang in ihrem „Buch der Passionen“ die „Mädchen und Frauen auflistet, die für meinen Heiratsantrag infrage kämen, wenn ich ein Mann wäre“ – als letztes Virginia Woolf. Es gibt die begabte Essayistin und Schriftstellerin, die pointiert und selbstironisch nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch zahlreiche andere berühmte Zeitgenossen, die sie persönlich kennt, kommentiert und dokumentiert. Die alternde Ethel, die ertaubt und durch einen Bankencrash ihren finanziellen Rückhalt verliert, so dass sie wieder einmal kämpfen und von vorn anfangen muss. Über diese vielen faszinierenden Facetten vergisst man schnell, was Ethel Smyth eigentlich war und immer sein wollte: Sie war Komponistin und wollte als solche gehört und ernst genommen werden. „ … sogar jetzt noch, zu einer Stunde, in der vielleicht alle Leidenschaft erloschen sein sollte, überwältigt mich die Traurigkeit darüber, dass es mir nicht gelungen ist, die Frauen und Männer in meiner Heimat mit meiner Musik ebenso bekannt zu machen wie mit meinen Büchern“, schreibt sie im „Resümee meines Lebens“. Erst in den letzten Jahren sind ihre Werke wiederentdeckt und aufgeführt worden, wie sie selbst es vorhergesehen hatte: „Der Wert meiner Musik wird wahrscheinlich erst erkannt werden, wenn von der Komponistin nichts mehr übrig ist als Punkte und Linien auf dem Notenpapier.“
(Elsbeth Schneider-Schöner)  
Wörtliche Zitate mit freundlicher Genehmigung des Verlags übernommen aus: Ethyl Smyth: Paukenschläge aus dem Paradies, herausgegeben und übersetzt von Heddi Feilhauer ebersbach & simon, 2023    

Amy Beach (1867 – 1944)

Amy Beach war eine gefeierte Komponistin und Pianistin, die einer Gruppe von Komponisten angehörte, die gemeinhin als „The Boston Six“ bezeichnet wird. Sie begann schon früh mit dem Klavierunterricht und wurde schnell als Wunderkind anerkannt. Beach gab bereits vor ihrem zehnten Lebensjahr Klavierabende, und ihre Karriere als Tourneepianistin zog sich bis weit in ihre späteren Jahre hinein.Beach betrachtete sich selbst als autodidaktische Komponistin. Ihre „Gaelic Symphony“ (1894) war die erste von einer amerikanischen Frau komponierte und veröffentlichte Sinfonie.Beach schrieb eine Vielzahl von Werken, darunter Sinfonien, Kammermusik, Chormusik und Klaviersoli, doch am bekanntesten ist sie für ihre Sammlung von über 150 Liedern.
(Manyo Baten)    

Rebecca Clarke (1886 – 1979)  

Sie war eine der besten Bratschistinnen ihrer Zeit und gilt als eine der wichtigsten englischen Komponistinnen zwischen den beiden Weltkriegen. Die Anzahl ihrer Kompositionen ist sehr klein (82 Werke), aber brilliant und ausdrucksstark. Clarke zeigte zwar Sympathie für die Frauenrechtsbewegung in England des frühen 20. Jahrhunderts, indem sie bei Benefizkonzerten teilnahm. Eine aktive Rolle bei den Suffragetten kam für sie jedoch nicht in Frage. Eigene Werke nahm sie teilweise unter Pseudonym ins Konzertprogramm, um zu vermeiden, dass ihr eigener Name dort zu oft erschien. So kam 1917 ihr Werk Morpheus für Viola und Klavier unter „Anthony Trent“ ins Programm und wurde von den Kritikern gefeiert, während die unter Clarke geführten Werke weitgehend ignoriert wurden. Ihre Kompositionen für Chor und Vocal-Ensemble sind weitgehend unbekannt. Das Ave Maria wurde 1937 komponiert und war das erste ihrer Chorwerke, das veröffentlicht wurde.
(Doro Mühlbauer-Renner)    

Shirley McRae (1933 – 2018)

Shirley McRae (1933-2018) war eine amerikanische Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin. Geboren und aufgewachsen in Memphis, studierte sie Klavier an der Texas Women´s University und danach Pädagogik und Orff´sche Schulmusik in Memphis. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Musiklehrerin im Elementarschulbereich und war entsetzt über die katastrophalen Bedingungen an den zu der Zeit noch segregierten Schulen in den Armenvierteln von Memphis. Sie unterstützte die Bürgerrechtsbewegung, ohne selbst eine aktive Rolle darin zu spielen. Ihr besonderes Interesse galt der Orff´schen Schulmusik. In diesem Bereich war sie schließlich eine der führenden Expertinnen und Ausbilderinnen in den USA. 25 Jahre lang unterrichtete sie an der University of Memphis (Gehörbildung, Kinderchor, Hymnologie, Chorleitung, Musikerziehung) und veröffentlichte zwei Bücher über Chorleitung und Blockflötenunterricht bei Kindern. Ihr eigenes kompositorsiches Schaffen besteht im Wesentlichen aus einer Fülle von Chorwerken sowie Arrangements von bekannten geistlichen und weltlichen Liedern für Orff´sche Instrumente und Chor. Mit dem wunderbar frechen Lied „Fair warning“ nach einem bekannten Gedicht der englischen Poetin Jenny Joseph gewann McRae den zweiten Preis im Kompositionswettbewerb für Chormusik 1989.
(Elsbeth Schneider-Schöner)    

Roxanna Panufnik (geb. 1968)

Durch ihr Elternhaus wurde Roxanna Panufnik schon früh für die Musik begeistert. Als Kind lernte sie verschiedene Instrumente und begann auch schon, eigene Melodien zu spielen. Ihr Kompositionsstudium absolvierte sie an der Academy of Music in London. Ihre Professoren rieten ihr, sich an Komponisten wie Boulez und Stockhausen zu orientieren. Sie wollte aber einfach schreiben,  ‚was sie gerne hört‘, so beschrieb sie es selbst in einem Interview. Im Abschlussbericht der Academy wurde ihr dann bescheinigt, dass sie eine große Begabung habe, ihre Musik aber naiv sei. Auf Grund dieses Ergebnisses zweifelte sie selbst daran, ob denn das Komponieren für sie der richtige Weg sei. Längere Arbeitsphasen bei Rundfunk und Fernsehen (BBC) dienten nun der Orientierung. Letztendlich blieb sie aber ihren Ideen treu. Als Jugendliche hatte sie in vielen Chören gesungen und so eine große Begeisterung für die menschliche Stimme entwickelt. Es verwundert deshalb nicht, dass ca 70% ihrer Kompositionen Chormusiken (liturgische Gesänge) und  Opern ebenso wie Schauspielmusiken sind. In ihrem Violinenkonzert für Daniel Hope schrieb sie unter dem Einfluß des 11. September ihr Werk „Abraham“ um deutlich zu machen, dass alle abrahamitischen Religionen den gleichen Gott huldigen. Nicht das Trennende, die Gemeinsamkeiten der Religionen wollte sie zeigen. Diesem Thema blieb sie treu. Man mag es durchaus als eine Konsequenz ihrer eigenen Herkunft verstehen, sieht sie sich doch durch ihren polnischen Vater dem Katholizismus und durch ihre jüdische Mutter dem Judentum verbunden. Ihr Vater Andrzej Panufnik war es auch, der den zweiten Strang ihres musikalischen Themas legte. Als polnischer Komponist musste er aus seinem Heimatland vor dem KGB fliehen und ging ins Exil nach England. Seine Werke wurden in Polen verboten, sein Name durfte nicht erwähnt werden. „Mein Vater schenkte mir ein Buch mit polnischer  Volksmusik aus der Tatra…  das weckte meine Neugier auf Musik aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Glaubensrichtungen. Es bietet eine Fülle von Ideen und Inspirationen.“ Beispielhaft für diese Arbeiten ist „Four seasons“  für Violine, Streichorchester und tibetanische Klangschale mit Bezügen jeweils zu Albanien, Tibet, Japan und Indien, eine gegenwärtige Neuschöpfung von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Roxanna Panufnik versteht sich mit ihrer Musik – von der sie selbst einmal sagte, sie muss „ich“ entsprechen – als  Brückenbauerin zwischen Ländern und zwischen Religionen. Wir singen in unserem Konzert ein „Ubi Caritas“, dessen Schlusszeile lautet:
„Where charity and love are found there is a God“.
(Gertrud Sänger)

Quellen: https://roxannapanufnik.com (Interview) https://de.wikipedia.org/wiki/Roxanna_Panufnik    
Sophie Pope (geb. 1988)  
Musikstudium am Royal Northern College of Music in Manchester und an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart mit Schwerpunkt Posaune und Blasorchesterleitung. 2013 war sie Preisträgerin des Festivals Acht Brücken in Köln. 2017 Uraufführung von Caipora für Blasorchester mit dem Kreisverbandsorchester Stuttgart-Filder. Sie dirigiert zurzeit den Musikverein Bad Cannstatt, Posaunenchor Kornwestheim, Posaunenchor Schorndorf und die Bietigheimer Blechbläser. Ihre Musik wird oft von der Natur beeinflusst wie Krähen, Heuschrecken, Zikaden, Grashüpfer, das Meer und sehr tiefe Erdfrequenzen. Zudem arbeitet sie mit den Ober- und Untertonreihen, mit Volksmusik verschiedener Kulturen, Kirchenglocken, Muezzin, Elektrowerkzeug, Sprechen und  Sprachen. Ihr Stück Paperwird vom Frauenchor Tübingen am 1.Okt. 2023 uraufgeführt.
(Doro Mühlbauer-Renner)