Unerhörtes wagen – FrauenLebenMusik

Von den romantischen Liedern Emilie Zumsteegs bis zu Sophie Popes musikalischem Spiel mit Stimme und Geräuschen spannt sich der Bogen des Programms „Unerhörtes wagen – FrauenLebenMusik“. Zweihundert Jahre Musikgeschichte; zweihundert Jahre, die zeigen, wie es den Komponistinnen gelungen ist, ihren künstlerischen Raum zu erweitern und sich Gehör zu verschaffen!

Ohne Zugang zu höherer Bildung, ohne Wahlrecht, ohne gesellschaftliche Gleichstellung müssen die Komponistinnen des 19. Jahrhunderts zahlreiche Widerstände überwinden, um überhaupt arbeiten zu können, und schreiben doch großartige Musik, vom zeitgenössischen Publikum oftmals gönnerhaft belächelt und schnell vergessen. Die Stoffe, die ihnen zur Verfügung stehen, sind noch eng begrenzt: die Religion, die Natur und die Liebe – romantisch, innig, verträumt, so wie das bürgerliche Ideal Frauen gern sehen will. Dabei blitzen unter den süßen Texten immer wieder verwegene Harmonien und gern auch ausgefallene melodische Einfälle hervor, so z.B. bei Adolpha LeBeau. Im 20. Jahrhundert werden die Grenzen weiter verschoben. Immer mehr Komponistinnen wagen den Sprung aus dem Salon auf die große Bühne, aus der Gartenlaube auf die Straße: beispielhaft dafür Ethel Smyth, die nicht nur die Aufführung ihrer Opern erkämpft, sondern sich – auch in ihren Werken – für Frauenrechte einsetzt. Bei Pauline Viardot tanzen noch die Elfen im Mondschein, während in Smyths „March of the Women“ Suffragetten für ihr Wahlrecht demonstrieren. Der Blick auf die Frauen verändert sich, auch ihr eigener Blick. „Noce Hongroise“ von Chaminade feiert noch ganz traditionell die Jugend und Schönheit einer zarten Braut; „Fair Warning“ (Mc Rae) dagegen präsentiert hundert Jahre später musikalisch frech eine rebellische Alte, die sich selbstbewusst mit rotem Hut in Szene setzt. Das jüngste Stück des Programms, „Paper“ von Sophie Pope, eröffnet schließlich einen neuen und unbeschwerten Umgang mit dem ehrwürdigen (Noten- ?)Papier und überspringt so leichtfüßig eine weitere Grenze.

Für uns als Frauenchor war es eine große Freude, diese Komponistinnen und ihre Werke zu entdecken. Wir ziehen unseren roten Hut in Dankbarkeit und Respekt und empfinden eine tiefe Verbundenheit mit ihnen – „Shoulder to shoulder and friend to friend“!

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